Mädchenchor des Stadtbezirkes West / Mädchenchor des Torgymnasiums - Der Mädchenchor der August-Hermann-Francke-Schule - Teil II

Francke-Blätter 2/2017, S. 21 - 26, Dorothea Köhler

Die hier vorliegende Betrachtung umfasst den Zeitraum von 1982 – 2004, eher sporadisch als ausführlich und muss als „sehr von außen betrachtet “ akzeptiert werden.

 

Meine Amtszeit als Leiterin des Chores (von 1968 –1982) konnte ich im Teil I dieses Artikels beschreiben und dokumentieren. Selbstverständlich versprach ich Herrn Dr. Osterwald, auch den weiterführenden Spuren nachzugehen, sozusagen als Mittlerin, weil ich einen Bogen schlagen kann zu Sängerinnen „meines“ ehemaligen Mädchenchores der AHF, mit denen ich heute noch musikalischen Kontakt habe in Verbindung mit meinem kammerchor cantamus halle.

 

In Vorbereitung dieses Artikels hatte ich darauf gebaut, dass meine Nachfolger eine ordentliche Chronik weitergeführt haben und dass diese auch zugänglich ist. Aber leider  konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wo sich die Chronik befindet, und es war sehr schwer, an konkrete Auskünfte zu kommen. Ich will mich aber trotzdem heranwagen und Stationen und einige wichtige Begebenheiten, die nachweisbar sind, dokumentieren. Kleine „Interviews“ boten mir dazu eine Grundlage.

 

     I

 

Ich zitiere aus dem Beitrag von Anni Beyer (ehemalige Direktorin der AHF I) aus dem o.g. 1. Teil des Artikels („Der Parallelchor“):   „... um dem Mädchenchor [nach der Bildung reiner Knabenklassen im Stadtsingechor, Anm. Köhler] aber auch eine weitere Perspektive zu gewährleisten, wurde entschieden [Rat der Stadt, Abt. Volksbildung, Anm. Köhler], dass die Schülerinnen des Mädchenchores geschlossen aus der AHF herausgenommen wurden, um an einer anderen Schule weiter gemeinsam lernen und singen zu können.“ Ausgewählt wurde von amtlicher Stelle die „Otto-Schlag-Schule“ in der Torstraße. Diese Regelung traf nicht bei allen Sängerinnen und Elternhäusern auf offene Ohren und Begeisterung, zumal die Einbindung in die Chorklassen an der AHF zusammen mit den Sängern des Stadtsingechores großen musikalischen Spielraum bedeutet hatte. Nicht alle Sängerinnen gingen diesen Schritt mit, aber es stellte sich sehr schnell heraus, dass niemand den Schritt der Umschulung bereuen musste. Es begann auf einer anderen Basis für den nun ehemaligen Mädchenchor der AHF eine neue Ära, die auch sehr erfolgsträchtig wurde.

 

Unter der Leitung meines direkten Nachfolgers, dem Musiklehrer und Chorleiter Berthold Schöps, arbeitete der Mädchenchor nun als „Mädchenchor des Stadtbezirkes West“ weiter. Über diese Zeit und musikalische Erfolge kann ich leider nichts aussagen. Mir ist nur bekannt, dass die Arbeit viel Unterstützung seitens des Stadtbezirkes erfahren haben muss. Denn z.B. hat mir die in Halle bis heute sehr geschätzte Pianistin Gisela Schreiber bestätigt, für den Mädchenchor in Proben und Konzerten tätig gewesen zu sein.

Der Kollege Schöps ist im vergangenen Jahr leider verstorben, ich habe von ihm keine Zuarbeit mehr bekommen können.

 

Aber ich konnte eine Sängerin aufspüren, die bis zur 7. Klasse unter meiner Leitung gesungen hat, Dagmar Lück (geb. Heyde): Dagmar, Du hast den Wechsel zur Torschule mitgemacht. Was fällt Dir dazu ein?

Wir waren nicht sehr begeistert, aus den Chorklassen des Stadtsingechores und damit aus der Franckeschule wegzumüssen. Aber die Stimmung war trotzdem gut, weil wir uns mit unserem neuen Chorleiter, den wir ja schon vorher bei Franckes ‚ausprobiert hatten‘, ganz gut verstanden.“ 

Das neue Umfeld?

„Technisch war alles gut, auch Frau Spatzier sorgte weiter organisatorisch für uns. Emotional gesehen war der Umschmiss eher schwierig, aber wir Mädchen (ich war damals in der 8. Klasse, im ältesten Jahrgang, der umgeschult wurde) hatten doch weiter gemeinsam unsere Musik und schöne Erlebnisse. Wir probten in einer schönen Aula, die wir uns mit einer Musikschule teilten. Für mich war das sehr praktikabel, da ich meinen privaten Gesangunterricht auch eben dort hatte. Also war ich einfach in ein anderes musikalisches Haus umgezogen.“

Begann eine völlig andere Chorzeit?

Nein, alles lief bestens, soweit ich das für meine beiden Schuljahre sagen kann. Wir hatten eigene Konzerte, waren sehr oft  in Schulkonzerten für die Stadt Halle tätig, z.B. ‚König Midas‘ mochten wir alle sehr gern.“

Chorlager o.ä., gab es das auch?

„Selbstverständlich. Und dazu auch Fahrten bzw. das Mitwirken in Halles Opernhaus gehörten zum Chorplan. An eine eigene Opernaufführung kann ich mich noch erinnern…. Aber das war wohl schon unter der Leitung von Frau Mitzkus. Ich habe dann nach der 10. Klasse aufgehört. Musik gehörte aber immer weiter zu meinem Leben, auch jetzt in meiner Familie. Wenn ich zurückdenke an die Chorzeit… war manchmal stressig, aber nicht verkehrt.“

 

     II

 

Ereignisreich und sehr erfolgreich wurde die Zeit ab 1986. Wieder einmal übernahm eine ehemalige Studentin der Martin-Luther-Universität (Institut für Musikerziehung), Cornelia Mitzkus, einen halleschen Schulchor, leitete ihn über viele Jahre (bis 2004) mit Hingabe, gestaltete erfolgreich Konzerte und brachte den Mädchen des Chores bleibende Erlebnisse. Der „Mädchenchor des Stadtbezirkes West“ wurde in musikalischer Hinsicht wie zuvor der Mädchenchor der AHF eine feste Größe in der Chorlandschaft von Halle.

 

Konsequent bereits in der Vorbereitung, wurden von Chormitarbeitern Mädchen aus halleschen Schulen des Schulbezirkes ausgewählt und geschult, im Nachwuchschor vorbereitet und dann nach einer Aufnahmeprüfung einbezogen in das Chorleben, und meistens auch umgeschult in die Otto-Schlag-Schule. Es kam – wie vor der Neuansiedlung in dieser Schule zugesichert – durch den Stadtbezirk Halle-West viel Unterstützung. Auch meine ehemalige Kollegin Regina Spatzier war nach ihrer Tätigkeit im Stadtsingechor mit dem Mädchenchor „umgeschult“ worden. Sie arbeitete zunächst mit Berthold Schöps zusammen, um anschließend über viele Jahre immer einsatzbereit und erfindungsreich der Chorleiterin Cornelia Mitzkus den Rücken freizuhalten für eine vielfältige, engagierte Chorarbeit. Regina Spatzier (verstorben im Januar 2017) war der gute, fleißige, unermüdlich sich aufopfernde „organisatorische Geist“ im Hintergrund.

 

Hier würde die Chorchronik nützlich sein. Aber vielleicht ist unter den Lesern der Franckeblätter ein „Wissender“?

 

Eine größere Anzahl von eigenen Konzerten und Schulkonzerten für die Stadt Halle gehörten in der Regel jährlich zu einem dichten Konzert- und Arbeitsplan des Chores. Da auch in finanzieller Hinsicht auf die Unterstützung durch den Stadtbezirk Halle-West und dessen Stadtbezirksschulrat Helmut Krischok Verlass war, konnten Unternehmungen zur Freude der Sängerinnen sehr vielfältig geplant werden. Chorlager, Reisen, mehrfach auch ein Choraustausch mit polnischen und tschechischen Chören schlugen zu Buche. Mit vielen Aufführungen von Kurt Schwaens Kantate „König Midas“ konnte u.a. kontinuierlich an die Mädchenchortradition aus der Franckeschule angeknüpft werden. Im „Arbeitsplan“ der Sängerinnen war auch um in der Weihnachtszeit oft eine Mitwirkung als Pfefferkuchenkind oder Engel in der Oper „Hänsel und Gretel“ im halleschen Opernhaus eine Selbstverständlichkeit.

 

In einem Gespräch mit Cornelia Mitzkus erfuhr ich, dass ihr erstes Dienstjahr gleich eine große Herausforderung für sie und den Chor brachte. Ein Jubiläum konnte gefeiert werden:    „25 Jahre Mädchenchor“. [Anmerkung D. Köhler: Somit wäre das Gründungsdatum mit 1961 belegt. Allerdings gründete Carlferdinand Zech den Mädchenchor der AHF bereits 1959. Aber, was soll es? Ein Chor, der 25 Jahre und mehr hintereinander kontinuierlich mit Erfolg arbeitet - das ist doch wunderbar! Da kann man nur mit Stolz feiern.] Das Festkonzert in der Ulrichskirche habe ich erlebt und sage gern auch in der Rückschau: Gratulation zum Mut und zum Ergebnis. Es war kein Chorkonzert im eigentlichen Sinne, sondern es kam zur Aufführung der Kinderoper „Eulenspiegels Brautfahrt“ des halleschen Komponisten Siegfried Bimberg nach Worten von Ulrich Beyer.

 

 

Dieses für den Chor bleibende Ereignis - im wahrsten Sinne des Wortes – möchte ich aus mehreren  Perspektiven beleuchten.

 

Der Musikwissenschaftler, Pädagoge und Komponist Siegfried Bimberg setzte sich immer vehement für die Profilierung von Schulchören ein und schuf viele Kompositionen, die meist auch dem entsprechenden Chor quasi auf den Leib geschrieben waren. Im Vorfeld des Mädchenchor-Jubiläums gelang es ihm, vom Rat des Bezirkes Halle, Abt. Kultur, einen Vertrag für ein Auftragswerk für eben diese „Kinderoper“ zu erhalten (Text und Musik), zugeschnitten auf den Mädchenchor des Stadtbezirkes West. Cornelia Mitzkus erzählte mir, dass sie sich in Ruhe der Choreinstudierung zuwenden konnte, weil sie ein großes Organisationsteam aus Eltern und Kollegen zur Seite hatte. Hilfe kam zusätzlich auch vom Institut für Musikerziehung der Martin-Luther-Universität, z.B. bei der Einstudierung des Percussionsorchesters und der Vorbereitung der „Schauspieler -Sängerkinder“, die zu einer ordentlichen Bühnensprache gebracht werden mussten. Hier O-Ton Cornelia Mitzkus: „Und dann kam der große Meister. Es wurde geprobt, geprobt, geprobt. Er saß uns im Nacken, der Herr Prof. Dr. Bimberg.“ Ich kann ihre Worte sehr gut nachempfinden, denn meine Chöre haben viele (und sehr gern!) Werke von Siegfried Bimberg zur Uraufführung gebracht. Und das bedeutete immer viel Arbeitsaufwand, durchaus auch Streitgespräche. Ein Komponist hat eben seine Vorstellungen und sehr offene und kritische Ohren. Und das ist  Ansporn zu besten Leistungen.

 

Und nach dem Stress kam dann auch die große Freude: Die Uraufführung mit Solisten, Chor und Sprechern, unterstützt von einem Percussionsorchester und Klavier (Gisela Schreiber) gelang und – eine Auszeichnung in der Musikszene Halles -  sie war eingebettet in das Gesamtprogramm der Halleschen Musiktage 1986, einem Festival für Neue Musik, das – als Markenzeichen -  in jedem Jahr in Halle viele Uraufführungen präsentierte. Im Anschluss an die gelungene Aufführung wurde die Oper auch Bestandteil der regulären, im Jahresplan der Schulen als Ergänzung des Musiklehrplanes angebotenen halleschen Schülerkonzerte. Was kann man sich als Chorleiter Besseres wünschen? Monatelange Arbeit an einem großen Werk erfährt Anerkennung. Das ist die beste Motivation für die jungen Sänger (und den Chorleiter).

 

     III

 

In Vorbereitung dieses Artikels habe ich – wie in meinem Artikel über den Mädchenchor der AHF - Anni Beyer um ein Interview gebeten, da ich durch sie von zwei sehr unterschiedlichen Querverbindungen zum Chor und zur eben besprochenen Oper wusste. Zunächst ging es mir um die Entstehung der Oper.

 

Köhler: Wie ist es dazu gekommen, dass Dein Mann und Siegfried Bimberg  zusammenarbeiten wollten?

Siegfried Bimberg und mein Mann  kannten sich bereits seit ihrer Studentenzeit, hatten schon gemeinsame kulturelle Projekte erfolgreich gestaltet, auch Theaterstücke. So lag es nahe, das Auftragswerk „Kinderoper“ gemeinsam zu entwickeln. Mein Mann schrieb das Libretto, dessen Basis das Grimmsche Märchen ‚Vom klugen Schneiderlein‘ war.“

 

In diese – wie üblich, durchaus verzwickte – Geschichte, projezierten die Autoren die Rolle des Till Eulenspiegel hinein und wählten den Titel „Eulenspiegels Brautfahrt“. Die Hauptfiguren hatten sehr anspruchsvolle Rollen zu bewältigen, einschließlich der Tatsache, dass Till Eulenspiegel auch noch ein Instrument spielen musste (ein Bär (!) musste doch überlistet werden – durch Musik natürlich). Märchenhaft, lustig und lehrreich sind die Texte für Solisten und den Chor, anspruchsvoll in deren Umsetzung die Musik für Sänger und Instrumentalisten.

 

Köhler: Wenn Du mir von der Uraufführung etwas erzählen könntest?

Das war ein spannender Abend – auch für mich, denn logischerweise fieberte ich mit. Ich hatte lange Diskussionen zwischen Siegfried Bimberg und meinem Mann erlebt, sozusagen im Ringen um die beste Varianten in Text, Musik und Umsetzung. Wird alles aufgehen? Wird das Publikum die Leistung des Chores honorieren? Ich war nämlich wieder stark „eingebunden“. Ich kannte das Gefühl aus der Zeit, als vor Jahren meine Tochter Brigitte mit dem „Mädchenchor der AHF“ auf der Bühne stand. Jetzt sang und spielte meine Enkeltochter mit, also war das wieder Spannung pur.“

 

Prof. Siegfried Bimberg (2003)

Köhler: Und war das Konzert ein Erfolg?

„Das war ein Erfolg, ja. Mitfiebern, sich freuen am Gesang und am Spiel, tiefes Aufatmen, als Till den Bär zum Tanzen brachte und dieser sogar selber Geige spielen wollte. Wenn das keine Motivation ist? Aber auch der Gedanke: Wenn man im Leben so schwierige Situationen auch so ‚relativ einfach‘ und kreativ lösen könnte? Das Ensemble wurde mit viel Beifall belohnt und war nur einfach glücklich. Ich gehörte zu den ‚glücklichen Zuhörern‘, denn an mir war ja (logisch) die Entstehung nicht spurlos vorbeigegangen. Jetzt saß ich unter den Zuschauern und drückte meiner Enkelin Antje die Daumen, die - als Bauer kostümiert -  im Chor sang. Neben mir saß die jüngere Enkelin Susi, die ihre große Schwester beneidete und bewunderte und noch aufgeregter war als ich.“

 

Antje  Beyer dazu im Jahr 2017: „Wir hatten das Gefühl, wir gehören irgendwie zum kulturellen Leben der Stadt Halle. Meine Schwester Susi und ich lernten an der Glauchaschule, waren, ohne umgeschult zu sein, vollwertige Mitglieder des Mädchenchores, anerkannt aber dafür auch an unserer Schule. Es war eine erlebnisreiche Zeit, die wir beide in Halle verbrachten (von Februar1986 – Juli 1988) – eine scheinbar kurze Zeit, die aber prägend war. Später in Berlin hat uns beide die Musik nicht mehr losgelassen. Und ich singe mit meinen drei Kindern selbstverständlich gern und viel. Musik gehört seit der Chorzeit zum Leben.

Ach, da fällt mir doch noch eine kleine Begebenheit ein: In der Chorprobe erlebte ich zum ersten Mal den ‚Eulenspiegel‘, wie er bei uns kurz und bündig genannt wurde. Und stutzte und dachte: ‚Ach, das kenne ich doch! Das steht doch zuhause beim Opa auf dem Klavier‘“

 

Dr. Ulrich Beyer (1990)

Die Aufführung dieser Kinderoper gehört zu den Ereignissen, die bei allen Beteiligten im Chor nachwirkten. Cornelia Mitzkus erinnert sich: „Wenn wir ‚Eulenspiegels Brautfahrt‘ in  Schulkonzerten sangen, endete es immer mit einer ‚Autogrammstunde‘. Die Solisten agierten sehr überzeugend.“

 

     IV

 

Das Jahr 1990 brachte dem „Mädchenchor  des Stadtbezirkes West“ Veränderungen: Die Otto-Schlag-Schule wurde zum „Torgymnasium“, es gab andere Prioritäten. Viele Chormädchen hielten bis zum Abitur dem Chor die Treue, aber die über Jahre gängige, kontinuierlich geförderte Nachwuchsarbeit entfiel. Die Chorleiterin hatte zwar kaum weitere Mitarbeiter mehr, aber neue positive Seiten überwogen und motivierten. Cornelia Mitzkus: „Der Chor bekam die Aula als Probenraum, wir hatten ein Archiv für Notenmaterial, Instrumente und Chorkleidung. Nachmittagsarbeit wurde für viele Schüler interessant und zum Mädchenchor gesellten sich sogar Männerstimmen, für mich Anlass, das Spektrum zu erweitern und den gemischten Kammerchor „con brio“ zu gründen. Eine Konzertreise nach Ufa war ein absoluter Höhepunkt. 1993 und 1994  waren sehr erfolgreiche Jahre: Wir nahmen u.a. teil an „Schulen musizieren“ (ausgeschrieben vom Land Sachsen-Anhalt) und am Europafest in Magdeburg,  und die Krönung war eine Reise nach Frankreich. Es wurde eine unvergessliche, abenteuerliche Busreise zusammen mit dem Blasorchester Halle-Neustadt und der Tanzgruppe Leuna.

 

 

Zwischen dem Torgymnasium und dem Alten Gymnasium Oldenburg entwickelte sich eine Partnerschaft, von der auch unser Chor profitierte. Mit dem unterdessen als feste Formation bestehenden Mädchenkammerchor reisten wir 1996 nach Oldenburg. Selbstverständlich bekamen wir auch Gegenbesuch, denn das Torgymnasium hatte 90. Geburtstag und wir musizierten gemeinsam mit dem Oldenburger ‚Ultimate Men’s Choir‘.“

 

 

Mädchenkammerchor in Frankreich; links: C Mitzkus, 4. v. links: I. Stottmeister

 

1996 stand wieder einmal ein Jubiläum an: „35 Jahre Mädchenchor“ wurde mit einem Festkonzert in der Aula der Torschule begangen.  Frau Spatzier – noch immer der gute Geist des Chores - hatte mir eine Einladung geschickt. So trafen sich zum Gedankenaustausch zwei Studienkolleginnen (Cornelia Mitzkus und ich haben etwa zur gleichen Zeit am Musikinstitut der MLU studiert) und Chorleiterinnen eines halleschen Mädchenchores, der – wie in dem Konzert zu beweisen war – mit Stolz Geburtstag feiern konnte. Von meinen „Ehemaligen“ war natürlich niemand mehr dabei, aber die ausgezeichnete Solistin des Abends, Irina Stottmeister, von der ich weiß, dass sie u.a. auch in einer Wiederaufnahme der Kinderoper die Partie des „Eulenspiegel“ gesungen hat und die als Assistentin der Chorleiterin viele Jahre engagiert arbeitete, sang sich sofort „in mein Ohr“. Nichts lag näher als sie zu fragen, ob sie nach dem Abitur in meinen kammerchor cantamus halle kommen möchte. Sie kam und ist bis heute Mitglied, auch wenn eine Anreise zu Konzerten aus Freiburg im Breisgau jetzt nur noch sehr sporadisch erfolgen kann.

 

Noch einmal habe ich einen Bogen schlagen können zwischen dem Mädchenchor, mit dem ich bis 1982 gearbeitet hatte, und dem, der auch im Jahr 1996 mit ähnlichem Enthusiasmus ununterbrochen in Halle konzertierte.

 

Den (ursprünglichen) Mädchenchor der AHF und seine Nachfolger, den Mädchenchor des Stadtbezirkes Halle-West bzw. den Mädchenchor der Torschule gibt es nicht mehr. Nach seiner Auflösung im Jahre 2004 zerbrach ein Stück hallesche Chorgeschichte. Wie in vielen Orten war nach 1990 auch in Halle das Interesse an einem extra geförderten Schulchor nicht unbedingt vorhanden. Mit Enthusiasmus allein kann aber nicht alles gelöst werden.